"I felt the power of death like it was really near."

Der Film "Shkola nomer 3" beginnt mit einem Jugendlichen, der mit seinem Motorrad die Straße entlangfährt, wackelige Handkamera, Schnitt. Dann werden mit ruhigen stabilen Bildern Häuserfronten und Landschaft gezeigt. 

So scheint auch der Film aufgebaut zu sein. Jugendliche aus der Ukraine erzählen uns ihre Geschichte. Symmetrisch aufgenommen mit einem Stativ, dann folgen wir ihnen mit handgehaltener Kamera nach draußen und bekommen einen Einblick in ihr Leben. Jeder der Jugendlichen hat ein Objekt mitgebracht. Eine Nahaufnahme davon, dann nimmt die Kamera Abstand und die Jugendlichen erzählen über ihren Gegenstand und dessen Hintergrund, bis sich das Ganze fortentwickelt und man weit mehr erfährt - sehr Intimes. Gestört werden die Jugendlichen dabei nicht, sie können sich entfalten und erzählen dadurch ganz unzensiert ihre Geschichte. Es wirkt ehrlich und diese Ehrlichkeit beeindruckt und berührt einen zutiefst.

Die Jugendlichen wirken verletzlich und doch sehr stark. Und auf keinen Fall alle gleich. Sie sind emotional, traurig, bedacht, sympathisch, humorvoll, viele haben vielleicht Ähnliches erlebt in Zeiten des Krieges und doch hat jeder eigene Erfahrungen gemacht, seine/ihre eigene Sicht der Dinge und Erzählweise. Die meisten sehnen sich nach Frieden und zurück in ihre unbeschwerte Kindheit. Es wird direkt und indirekt vom Krieg erzählt, politische Partei ergreift keiner, nichts ist schwarz-weiß. Es wird nur erzählt wie der Krieg verändert, mit ihm kommen Angst, Tod, Trennungen, Schmerz, aber auch die Wertschätzung von Familie, Freunden, zwischenmenschlichen Beziehungen sowie auch Träumen und Hoffnungen. Die intelligenten Jugendlichen geben Vieles von sich, das berührt, zum Nachdenken anregt und beeindruckt, da nichts gespielt ist und alles von Herzen kommt. Manchmal stellt man sich leider doch die Frage, ob nicht Einiges in Szene gesetzt wurde. Dazu kommt, dass sehr ausführlich berichtet wird und auch wenn wichtig ist, dass alle Stimmen gehört werden, könnte man an ein oder anderer Stelle ein wenig kürzen.

Die Schüler sind alle mehr oder weniger in meinem Alter und es ist so wichtig, sich ins Gedächtnis zu rufen, was gerade eigentlich so passiert. Es gibt Kriege auf dieser Welt an die wir keinen Gedanken verschwenden und wenn, dann passiert es schnell, dass wir die Menschen in diesen Situationen als anders wahrnehmen, uns sagen „die sind das alles doch gewöhnt, die können das doch ab“. Aber es ist wichtig zu sehen, dass dies keineswegs der Fall ist. Im Publikumsgespräch wurde eine ungeschickte Frage gestellt, was denn der Unterschied zwischen deutschen und ukrainischen Kindern sei. Die starke Antwort: „Nichts“. In ruhigen bläulichen, nicht intensiven Farben berührt dieser Film auf subtile Art und Weise. Ich kann ihn allen empfehlen!

English version
The very first scene starts with a teenager riding down a street on a motorbike, unsteady hand-held camera, cut. Then the house facades and the landscape are shown in calm, steady images. The whole movie seems to be constructed this way. Teenagers from the Ukraine tell us their story. Symmetrically filmed with a tripod, then we follow them with a hand-held camera outside and get an insight into their life. 

Every adolescent brought an object. A close-up showing it, than the camera backs away and the teens talk about their item and its background, until the story develops and one learns far more- very intimate details. Thereby the teenagers are not disturbed, they can evolve and tell us their story completely uncensored. Everything appears sincere and this honesty impresses and touches me profoundly. The youngsters seem vulnerable yet still very strong. And by no means all alike. They are emotional, sad, considerate, likable, humorous, many share similar experiences in times of war but everyone has a distinct narrative style and way of looking at things. Most of them wish for peace and long to return to their childhood. Talking about the war takes place in a direct as well as indirect way, but no one takes political sides, nothing is black and white. It is only told how the war changes people, with it comes fear, death, separation, pain, yet also the appreciation of family, friends, interpersonal relationships as well as of dreams and hopes. The intelligent teenagers say many things that trigger emotions, are thought-provoking and that make an impact, because nothing is acted and everything comes from the heart. 

Unfortunately, sometimes the question arises, whether some things were staged. Moreover, some scenes could be shorter, even though it is important, that every voice is heard. The pupils are all more or less my age, so it is important to keep in mind, what is currently happening in Ukraine. There are wars taking place, we never spend a thought on, and even if we do so, we easily perceive the people in those situations as different, we say to ourselves that “they are used to all of it, the can easily stand this”. 
It is important to see, that this isn't the case at all! In the public discussion someone asked an inconvenient question: “What is the difference between German an Ukrainian children?” The profound answer: “Nothing”. In calm bluish, not intense colors this movie touches subtly. I strongly recommend it!
17.02.17, Carlotta Saumweber

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