"God messed up something when he formed me"

- Kritik zu Karera ga honki de amu toki wa

Immer am letzten Sonntag der Berlinale – dem Berlinale-Tag – werden in der Sektion Generation Cross-Section Filme gezeigt. Also Filme, die eigentlich aus einer anderen Berlinale Sektion stammen, aber auch zu Generation passen.

Karera ga honki de amu toki wa ist eigentlich ein Panorama-Film und erzählt die Geschichte von dem elfjährigen Mädchen Tomo. Da ihre Mutter sich nicht um sie sorgt und oft einfach für Tage verschwindet, kommt Tomo bei ihrem Onkel und seiner Freundin Rinko unter, welche liebevoll wie eine eigene Mutter Tomo umsorgt, ihre Haare kämmt und ihr Bento-Boxen zubereitet. Als Tomo herausfindet, dass Rinko als Mann geboren wurde und sich später einer Geschlechtsumwandlung unterzog, ist sie zwar anfangs verwirrt, lernt aber schnell, dass das nichts weiter zu bedeuten hat und für eine Familienkonstellation irrelevant ist. "Karera ga honki de amu toki wa" führt den Zuschauer die Welt eines Transsexuellen und zeigt, wieso eine Familie nur durch Liebe definiert wird, behandelt aber auch die Probleme und Schwierigkeiten, auf die man bei diesem Thema in der Gesellschaft stoßen kann.

Durch die Sichtweise eines Kindes bekommen wir die Werte einer funktionierenden Familie vermittelt. So steht die Anfangssituation Tomos, in der sie auf sich alleine gestellt ist und niemanden hat, der sich um sie sorgt, im Kontrast zu der Situation bei ihrem Onkel und Rinko. Hier wird Tomo versorgt und sie hat erstmals das Gefühl, etwas Wert zu sein und geliebt zu werden. Rinko bringt ihr außerdem bei, wie man mit negativen Reaktionen zu ihrer Transsexualität umgeht, denn im Laufe des Filmes bekommt auch Tomo diese mehrmals zu spüren. So schockiert der Film auch in mancherlei Hinsicht und zeigt, wie oft Transsexuelle immer noch nicht toleriert werden und wie viele auf den "klassischen" Familienzusammensetzungen beharren und dabei völlig außer Acht lassen, ob genug Fürsorge vorhanden ist.

Durch das Ende des Filmes, was mich persönlich etwas überrascht hat, wird zusätzlich noch der Konflikt von wahrer Familie wieder aufgegriffen, was den Film sehr realistisch macht.

Als Panorama und auch Generations Film hat mir "Karera ga honki de amu toki wa" wirklich gut gefallen und mich überzeugt, denn er behandelt ein Thema, über das vielleicht immer noch nicht genug aufgeklärt wurde und so wichtig ist. Er vermittelt seine Botschaft – das Familien auch funktionieren können, wenn sie nicht "klassisch" sind – deutlich und durch eine schön erzählte Geschichte. Gerade deshalb finde ich es toll, dass der Film auch in der Sektion Generation gezeigt wurde, weil es meiner Meinung nach wichtig es, dass auch junge Leute über das Thema aufgeklärt werden und mögliche vorhandene Vorurteile gelöst werden.

21.02.17, Clara Bahrs

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