Jarka Allein zu Haus

- eine Kritik zu Piata Lod

Von der Mutter vollkommen vernachlässigt springt das Mädchen aus 15 Meter Höhe ins Meer, doch die Mutter merkt es nicht. Sie hat den Strand längst mit fremden Männern verlassen.
Jarka ist zehn Jahre alt, ihre noch sehr junge Mutter, mit der Situation völlig überfordert, geht der Verantwortung am liebsten aus dem Weg. Die Wohnung sieht aus wie ein Saustall und nur Jarka kümmert sich um ihre kranke Oma.
Die Mutter scheint keine richtige Arbeit zu haben. Sie hat kein Konzept, lebt in den Tag hinein, verbringt ihre Zeit mit irgendwelchen Typen und verliert ihre Tochter darüber komplett aus den Augen.
Nach dem Tod der Großmutter scheint es zunächst, als würde die gemeinsame Trauer sie endlich zueinander finden lassen, doch auch dies ändert sich schnell wieder. „Bleib hier, sonst hab ich dich nicht mehr lieb“. Mit diesen Worten verabschiedet die Mutter sich, als sie für zwei Tage einfach nach Prag reist und die Tochter in der verlassenen Wohnung zurücklässt.
Jarka ist nun komplett auf sich gestellt, hat niemanden außer einem Nachbarsjungen, der mit seinen Familienverhältnissen auch nicht sonderlich glücklich ist. Gemeinsam ziehen sie sich lieber in den Garten zurück, in dem sie sich schließlich auch um zwei aufgegriffene Babys kümmern. Der Garten wird ihre Zuflucht, ihre Oase. Hier können sie leben, wie sie es möchten. Hier haben sie Spaß.
Doch eigentlich wollen die beiden nur eines: von ihren Eltern geliebt werden, eine funktionierende Familie. Die schaffen sie sich nun selber, träumen davon, gemeinsam als Familie wegzusegeln.

Piata Lod schafft es, die verzweifelte Lage von Jarka gut einzufangen. Auf ruhige Weise verfolgt der Film ihren Weg, zeigt verständlich, wie sie sich fühlt.
Er ist realistisch, nicht allzu überzogen und genau dadurch hat er mich berührt. Zu sehen, wie selbständig Jarka aufgrund ihrer Situation ist und wie sehr sie sich einfach nur eine normale Familie wünscht, macht den Film sehr nachvollziehbar.
Leider hat mich das Ende dann sehr enttäuscht. Der zuvor noch so realistische Film driftet plötzlich in Fantasie ab. Das Ende ist offen, obgleich man sich das Folgende denken kann. Dennoch verwirrt der eigenartige Schluss, er passt nicht ins Gesamtkonzept.
Mir hatte der Film eigentlich bis dahin sehr gut gefallen, doch das Ende hat dieses gewonnene Verständnis der Situation leider wieder zunichte gemacht.

12.02.17, Sarah Gosten

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