Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos

Dieses Jahr scheint sich bei meiner Kplus Filmauswahl unbewusst ein Fokus auf das Thema Familie gelegt zu haben. Nach dem Eröffnungsfilm und Shi Tou kam am Sonntagmorgen nun Piata Lod.

Der Film handelt von der zehnjährigen Jarka, die in Bratislava zusammen mit ihrer Mutter und Großmutter lebt. Von einer richtigen Familie ist hier aber nichts zu sehen, ihre unglaublich junge Mutter ist anscheinend mit der Lage völlig überfordert und vertreibt sich ihre Zeit lieber mit Männern, anstatt sich um Jarka zu kümmern. Jarka darf sie nicht Mama nennen, für sie soll sie eine beste Freundin sein. So muss sie sich so um alles alleine kümmern und sich selbst beschäftigen.

Der Zuschauer erkennt, wie selbstständig Jarka über die Jahre hinweg wurde, sie kann gut alleine auskommen - trotzdem spürt man ihren sehnlichen Wunsch nach einer wirklichen Familie. So kommt es, dass sie dies irgendwann selbst in die Hand nimmt, und kurzer Hand auf dem Bahnhof zwei verlassene Babys mit ins Gartenhaus ihrer Großmutter nimmt. Zusammen mit dem Nachbarjungen Kristian beginnt sie für die Babys zu sorgen und baut sich ihre eigene kleine Familie auf.

Der Film bringt auf seine ruhige und dokumentarische Weise das schlimme Thema von Kindern, die völlig vernachlässigt werden, den Zuschauern nah. Der Film ist leicht gemacht, er verfolgt Jarkas weg einfach und hat auch schöne und rührende Momente, trotzdem liegt einem beim Schauen die Thematik unglaublich schwer auf im Nacken. Grade durch die Fröhlichkeit und Naivität der Kinder wird einem klar, wie schlimm die Geschichte überhaupt ist, denn oberflächlich zeigt der Film einfach das Leben von Kindern, die glücklich sind, egal wie miserabel ihre Umstände sind.

Jarka akzeptiert ihre Lage und gibt ihrer Mutter keinerlei Schuld daran, dass ihr gemeinsames Leben so aussieht, trotzdem gibt es in ihrem Inneren den sehnlichen Wunsch nach einer glücklichen und funktionierenden Familie. Grade durch das Ende, dass sich dadurch vom Rest des Filmes abhebt, dass er einen Wunschtraum von Jarka und Kristian zeigt - wird diese innere Sehnsucht deutlich.

Am Anfang des Films wurde kurz "nach wahren Begebenheiten" eingeblendet, die Idee des Filmes stammt außerdem vom gleichnamigen Buch Piata Lod, das auch von wahren Geschichten inspiriert wurde. Diese Auskunft hat mich nach dem Film ziemlich mitgenommen, denn obwohl einem natürlich bewusst ist, dass viele Kinder in einer Lage wie Jarka sind, schafft es der Film es einem auf eine andere Weise zu zeigen. Er skizziert das Leben eines solchen Kindes und zeigt, wie glücklich es trotzdem ist. Wie es sein Leben als normal empfindet und nichts anderes gewohnt ist.

Während des Filmes habe ich allerdings in das Programm geschaut um das empfohlene Alter nachzuschauen. Piata Lod ist ab 12 empfohlen, trotzdem waren auch viele jüngere Kinder im Kinosaal. Da mich selbst der Film und seine Thematik so mitgenommen haben, dass ich teilweise während des Filmes nur schockiert da saß, finde ich das empfohlene Alter zwar okay, aber es sollte nicht groß unterschritten werden. Denn obwohl der Film viele schöne und lustige Szenen hat und alles auf eine so leichte Art und Weise umsetzt, dass er schön für Kinder anzuschauen sein kann, ist die Thematik meiner Meinung nach vielleicht etwas zu hart für jüngere Kinder.

13.02.17, Clara Bahrs

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