Unerwartete Sehnsüchte


Was wäre, wenn sich dein bester Freund, den du schon dein ganzes Leben lang kennst, plötzlich als Pädophiler entpuppt? Was wäre, wenn du die ganze Zeit über unbewusst geahnt hast, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt und all das jetzt auf einmal einen Sinn ergibt? Würdest du ihn umbringen wollen oder ihm verzeihen?
Butterfly Kisses beschäftigt sich mit einem sehr delikaten, nicht all zu oft aufgegriffenem Thema, der Kinderpädophilie. Komplett in schwarz-weiß Tönen gehalten, erzählt der Film die Geschichte von drei männlichen Jugendlichen, die sich in einer probierfreudigen Phase ihrer Pubertät befinden. Einer von ihnen, Jake, wird von den anderen beiden immer wieder damit aufgezogen, noch Jungfrau zu sein, während er seine Abende Tag für Tag damit verbringt, sich Pornos anzuschauen und Christina, das neu hinzugezogene kleine Nachbarsmädchen durch die Scheibe zu beobachten. Anstatt zur Schule zu gehen, besuchen die drei Freunde tagsüber einen Kumpel in seiner Bar, stehlen ihren Eltern Geld, nehmen Drogen und reden anzüglich über Mädchen. Eines Tages beschließt Jake kurzerhand sich mit Zara, Christinas älterer Schwester anzufreunden, in der Hoffnung, so Christina öfter zu sehen. Doch Zara scheint seine oberflächlichen Absichten zu durchschauen und bleibt skeptisch, bis es schließlich sogar soweit kommt, dass sie mit Jake - gegen Geld von seinem Freund - schläft. Nach der gemeinsam verbrachten Nacht äußert Jake den Gedanken, sich in Zara verliebt zu haben, woraufhin ihm diese erzählt, dass der Abend nichts weiter als ein abgekartetes Spiel war. Jake ist außer sich vor Wut und Demütigung und verschafft sich in seiner Rage Zugang zu der Wohnung eines anderen kleinen Mädchens, auf das er ab und zu aufpasst und bei der Christina übernachtet. Der Zuschauer sieht, wie Jake ihren Raum betritt. Die Kamera hält für einige, schleppende Sekunden auf den Flur vor ihrer Zimmertür. Stille. Dann hört man sie laut nach ihrer Mutter schreien. Jake verlässt schnellen Schrittes das Haus, sichtlich verstört und fassungslos. Die Einstellung zeigt Jakes Eltern, wie sie die Nachricht ungläubig und verzweifelt von der Polizei erfahren. Ebenso wie seine beiden besten Freunde. Niemand weiß, wohin Jake verschwunden ist.

Ein verstörender, über die Maßen authentischer und durchaus empfehlenswerter Film, der die Problematik samt der verstrickten äußeren Umstände eines psychisch unzurechnungsfähigen Jungen zeigt, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

11.02.2017, Vivien Krüger

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