Das Glück der Erde...


- Kritik zu Loving Lorna

…liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. So ist das auch für Lorna, einer Siebzehnjährigen aus Ballyman, Irland. In dieser Stadt ist es seit Jahren nichts Ungewöhliches, ein Pferd zu besitzen und darauf durch den Ort zu reiten. Ohne Helm und ohne Sattel, versteht sich. Lorna tritt in diesem Sinne in die Fußstapfen ihrer Mutter, die vor ihrer Krankheit wie heutzutage Lorna durch die Straßen Ballymans ritt.

Ein unaufgeregter Kommentarfilm, der gezielt die Stimmungen der Familie einfängt und diese eine Zeit lang in ihrem Alltag begleitet. Wunderbar wird vor allem eingefangen, wie sich die Umstände in kurzer Zeit verändern können und dass es in Ordnung ist, seine Meinung zu ändern. Man muss eben nicht stur an seinen Wünschen festhalten, sondern kann sich auch neue Träume suchen, vor allem wenn einem bewusst wird, dass sich dieser Wunsch einfach nicht erfüllen lässt.

Das Augenmerk liegt bei diesem Film nicht ausschließlich auf Lorna als Person, wie der Titel es vielleicht vermuten lässt. Stattdessen geht es um den Zusammenhalt der Familie, um ihre Beziehung zu ihren Freundin und um das Gefühl, das Ballyman als Stadt ausstrahlt. Statt nur auf Lorna und ihre Liebe zu Pferden zu halten, wird hier das Gesamtbild eines Lebens eingefangen und in all seinen Facetten dargestellt, um es in einem großen Rahmen zusammenzufügen.

Was man aus diesem etwa einstündigen Dokumentarfilm mitnehmen kann, ist umfangreich. Vor allem stellen die Filmemacher die Lösungsansätze für Probleme wie ein krankes Familienmitglied nicht als den einzig wahren dar, sondern eben nur als Möglichkeit, die Dinge anzugehen. Man versteht sofort, dass es sich hier lediglich um die Lösung dieser einen Familie handelt. Es ist ihre eigene Art, mit der Realität umzugehen.

Szenen, die Lorna in ihrer Freiheit und Glücklichkeit darstellen, werden mit fetziger Musik untermalt, die im Kontrast zu den sehr ruhigen, musiklosen Interviews und Landschaftsaufnahmen stehen. Das sorgt für Abwechslung und ein noch gesteigertes Gefühl von Glückseligkeit. Als Zuschauer darf man Lorna bei ihren fröhlichsten Momenten begleiten, was einen unweigerlich an die eigenen Lebensmomente dieser Art erinnert.

Loving Lorna ist ein in sich schlüssiger und runder Film. Ein Dokumentarfilm, der nicht als solcher anmutet und mit seiner Kürze, vor allem aber seiner Machart nicht einmal zu Langeweile aufruft. Absolut sehenswert!

15.02.2017, Johanna Gosten

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