Jedem Verlust folgt ein Neuanfang


Mulher Do Pai porträtiert die Beziehung der 16-jährigen Nalu und ihrem Vater Ruben. Wie Geschwister aufgewachsen, mit Nalus Großmutter und Rubens Mutter als Elternfigur, müssen Vater und Tochter lernen, ihre eigentlichen Rollen einzunehmen, als die Großmutter überraschend stirbt. Jetzt ist es Nalus Aufgabe, sich neben der Schule auch noch um den Haushalt und ihren schon in frühen Jahren erblindeten Vater zu kümmern. Ruben wendet sich zunächst von ihr ab und trauert still um seine geliebte Mutter. Doch dann lernt er Rosario, die Lehrerin seiner Tochter kennen. Auf Nalus Wunsch hin unterrichtet sie ihn im Töpfern – als eine Art Therapie.

Ruben hört zufällig ein Gespräch zwischen seiner Tochter und ihrer Freundin Elisa, in dem Nalu über ihre erste große Liebe spricht. Von ihren Worten geleitet, beginnt auch er sich mehr und mehr seinen Gefühlen hinzugeben. Dieser Wandel spiegelt sich auch in der Vater-Tochter-Beziehung wider: Sie reden wieder mehr miteinander und Ruben ertastet das erste Mal das Gesicht seiner Tochter, das ihn sehr an das ihrer Mutter erinnert. Es scheint, als wären eben genau diese Kleinigkeiten notwendig für die beiden, um einander näher zu kommen und am Leben des anderen teilzuhaben.
Trotz zahlreicher Rückschläge finden die beiden Protagonisten letztendlich zusammen und Nalu nimmt Rosario als eine Art Mutterfigur an.

Ein Film, der viel Interpretationsspielraum lässt, aber dennoch eine klare Botschaft vermittelt, wie die Regisseurin Cristiane Oliveira im anschließenden Publikumsgespräch betont: Es ist ein Film über gewinnen und verlieren. Man kann es sich nicht aussuchen, ob die eigenen Eltern verheiratet sind, in welche Gesellschaft man hineingeboren wird oder ob man selbst gewollt war. Nalus Mutter ist bei ihrer Geburt gestorben, erklärt sie. Im Film erfährt der Zuschauer nämlich nur, dass sie "an einer Schande" gestorben sei.

Gerade in diesem sehr konservativen Ort in Brasilien, an der Grenze zu Uruguay, sei es eine Schande, wenn Eltern nicht verheiratet sind. Frauen werden als minderwertig angesehen und haben nur sehr wenig Rechte. Ruben hatte weder Nalu gewollt, noch hatte er vor, ihre Mutter zu heiraten. Aufgrund dessen wurde er von der Gesellschaft verstoßen und nicht akzeptiert. Durch die Erneuerung der Beziehung zu seiner Tochter wird auch dieser Umstand gemildert.

Die pastellfarbenen, sonnigen Farben, in denen der Film gehalten ist, stellen meiner Meinung nach einen interessanten und konstanten Kontrast zu den ständig wechselnden Gefühlen der Protagonisten dar.

Ein Film, der mich nachdenklich gestimmt und daran erinnert hat, nichts als selbstverständlich anzusehen.

15.02.2017, Vivien Krüger

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